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Leichte Wachstumsdelle bei intakten Megatrends
Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) erwartet bei seinen Mitgliedern für 2024 einen Produktionsrückgang um zwei Prozent. Die Aufwendungen der Hersteller für Forschung und Entwicklung sowie Investitionen bleiben auf Rekordniveau.
Wohin die Branchenkonjunktur steuert, das zeigt jedes Jahr im Januar die „Jahresauftaktpressekonferenz“ des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Dazu gehört der Rückblick aufs vergangene Jahr. „2023 ist für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie insgesamt recht ordentlich gewesen“, bilanzierte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel bei der Pressekonferenz. „Zum dritten Mal in Folge konnte die reale, preisbereinigte Produktion gesteigert werden – auf Basis der Zahlen bis einschließlich November um 1,4 Prozent.“ Damit habe sich die Branche in schwierigem Umfeld als robust erwiesen. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Unternehmen noch historisch hohe Auftragsbestände abarbeiten konnten, als die Neubestellungen spätestens ab dem zweiten Quartal bereits zurückgingen“, so Dr. Kegel. Die nominalen Erlöse der Branche erreichten im vergangenen Jahr mit 242 Milliarden Euro erneut eine Rekordmarke (+8 Prozent).
Der Blick auf die Fachverbände im ZVEI zeigt eine sehr heterogene Branche. Entsprechend unterschiedlich haben sich die Bereiche entwickelt. Den stärksten Produktionszuwachs verzeichneten Batterien (+ 7 Prozent), gefolgt von elektronischen Bauelementen (+6 Prozent), Energietechnik (+4 Prozent) und Automation (+3 Prozent). Die Gebrauchsgüter dagegen verzeichneten einen deutlichen Rückgang (-13 Prozent). Die jüngsten Berichte etwa über die Entwicklung bei Miele zeigen, vor welchen Aufgaben auch große Unternehmen stehen.
Hohe Investitionen, Megatrends und die Prognose
„Erfreulich ist, dass bei der Beschäftigung nochmals zugelegt werden konnte“, sagte Kegel. Allein in Deutschland beschäftigte die Branche zuletzt 910.000 Personen (+12.000 gegenüber 2022). Auch der Export wuchs 2023 (einschließlich der Re-Exporte) um vier Prozent auf 256 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte – 133 Milliarden Euro – verblieb in der Europäischen Union.
Angesichts der Inflation, den vergleichsweise noch hohen Zinsen und der hohen Energiepreise zeigt sich der ZVEI für die Entwicklung in diesem Jahr zurückhaltend. Dr. Kegel: „Die Branche steht vor einer Wachstumsdelle. Auf Jahressicht erwarten wir, dass die reale Produktion um zwei Prozent nachgeben wird.“
Eine aktuelle ZVEI-Mitgliederbefragung zeigt, dass 60 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen weltweit erhöhen wollen, obwohl alle die geopolitische Lage als unsicher bewerten. „Die Unternehmen wollen weiter die Chancen nutzen, die sich in dieser Phase der industriellen Transformation ergeben“, erklärte Kegel und verwies darauf, dass die Megatrends Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung weiterhin intakt seien.
Auch die Aufwendungen der Elektro- und Digitalindustrie für Forschung und Entwicklung (22,1 Milliarden Euro) und Investitionen (9 Milliarden Euro) sind auf Rekordniveau und oberhalb des Vor-Corona-Niveaus. Viele von den jährlich angemeldeten mehr als 13.000 Patenten zahlen auf die drei Megatrends ein. „Unsere Branche ist bei Patenten für grüne Technologien gut aufgestellt, sieht sich aber immer stärkerer Konkurrenz aus China ausgesetzt“, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. „Industriepolitisch genießt ‚Green Tech‘ in China höchste Wertschätzung und wird vom Staat stark gefördert.“
Politische Fragen nahmen großen Raum ein
Als international engagierte Branche beobachtet der ZVEI die Geopolitik mit Argusaugen und hat klare Vorstellungen. „Angesichts wachsender geopolitscher Spannungen wird der europäische Binnenmarkt immer wichtiger“, erklärte der ZVEI-Präsident. „Will die EU zwischen den USA und China weiterhin eine eigenständige Rolle einnehmen, muss sie den Binnenmarkt konsequenter auf Wachstum ausrichten und von industriefremder Regulierung wie dem EU-Lieferkettengesetz ablassen.“ Die nächste EU-Kommission müsse den Regulierungstsunami und eine in Teilen nahezu entfesselte Bürokratie stoppen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schwäche. „Wir brauchen jetzt eine Europäische Union, die industrielle Wertschöpfung in den Fokus stellt“, forderte Kegel. Der Wunsch betrifft auch die Künstliche Intelligenz: Sie solle mehr unterstützt und nicht nur reguliert werden.
In einem Schlusswort betonte Dr. Kegel, dass der ZVEI für Demokratie und eine liberale, offene Gesellschaft eintritt und Rassismus, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit sowie jede Facette rechter Ideologie ablehnt. In rechtsextremen Strömungen erkenne der Verband die größte Gefahr für die demokratische Grundordnung, die Freiheit und das Ansehen Deutschlands in der Welt. Kegel: „Rechtsextremistische Parteien schaden dem Wirtschaftsstandort und damit dem Wohlstand. Dies gilt auch für die AFD.“ Der ZVEI ruft dazu auf, dem Rechtsextremismus durch die Stimmabgabe bei den Europawahlen entgegenzutreten und will mit einer Kampagne zur Teilnahme an der Europawahl motivieren.
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